Montag, 17. Oktober 2011

Das habe ich beim Hundeprofi gesehen und ausprobiert ...


Ihr kennt sie doch bestimmt auch die ganzen Hundeprofis die im Fernsehen kommen, von Süddeutschland bis Norddeutschland. Jeder Fernsehsender hat seinen eigenen Hundeprofi. Ich vergaß, sie schwappen sogar aus Amerika herüber.

Nicht selten höre ich von meinen Kunden dann "kennst du die Sendung "xyz", den find ich ganz toll und der hat das und das gemacht und das habe ich auch ausprobiert".

Genau DAS ist mein Problem mit diesen Sendungen. Grade am Wochenende hat sich wieder ein Hundegott sein Stelldichein gegeben. Zugegebenermaßen was die Selbstvermarktung betrifft macht er uns allen was vor, dies muss man neidlos anerkennen aber was ist mir der Verantwortung?

Ich schaue mir also an, wie ein leinenaggressiver Hund mit einer Wasserflasche bespritzt wird und wo der Hundegott vermittelt, dass dies selbstverständlich nicht alles ist, der Halter muss lernen seinen Hund zu beobachten, richtig zu bestrafen (Wasserflasche) und richtig zu loben.

Soweit so gut, also wo ist mein Problem? Vorab sei gesagt, dass ich immer versuche die Lösungen individuell an meine "knurrenden" Kunden und ihre Halter anzupassen und ich bin auch nicht - in gewissen Situationen - grundsätzlich gegen "Strafe" in der Hundeerziehung. Es muss sinnvoll eingesetzt werden und sollte nur unter Anleitung erfolgen.

Mein Problem ist, dass der Aufbau der Bestrafung (Wasserflasche) grundlegend falsch war. Wenn man schon mit Strafe arbeitet, dann sollte man diese doch auch fachlich korrekt aufbauen. Grade wenn man das entsprechende Hintergrundwissen hat, was ich diesem Hundeprofi absolut nicht abspreche. Statt dessen sehe ich, wie gewartet wird, bis der Hund total ausflippt (Trainingshund war interessanterweise auch ein Hund, welcher selber Aggressionen gegenüber anderen Hunden zeigte"????) und dann bekommt er eine Dusche mit der Wasserflasche. Es erfolgt kein Angebot für ein Alternativverhalten und es wird nicht gelobt, wenn der Hund ruhig ist (was der HP zugegebenermaßen bemängelt hat).
Soweit so gut oder sollte ich besser sagen soweit so schlecht?

Nun wird am Ende der Sendung gezeigt, dass die Maßnahme Erfolgreich war und das der Hund im Meideverhalten aber ruhig an anderen Hunden vorbeilaufen konnte.

Jetzt komme ich zu der Verantwortung die man trägt, wenn man eine solche Sendung macht. Was passiert nämlich jetzt? Am folgenden Montag sind die Wasserflaschen in den Geschäften ausverkauft, weil die Leute nun ihre problematischen Hunde mit der Wasserflasche malträtieren. Ich verurteile noch nicht einmal die Leute die das versuchen, ich habe viele Kunden die alles mögliche aus Büchern, Foren und Fernsehsendungen ausprobiert haben, bis sie zu mir gekommen sind und ich weiß, dass der Leidensdruck, wenn man einen problematischen Hund hat enorm ist. Von daher verstehe ich durchaus, dass man sich an jeden Strohhalm klammert.

Was jedoch passiert ist, dass die Leute überfordert sind, da eben nicht alles auf jeden Hund paßt, dass der eine Hund hinterher panisch reagiert, der nächste ist gebrochen und findet aus dem Meideverhalten nicht mehr raus und der nächste reagiert aggressiv. Super! Und das alles wegen einer Fernsehsendung.

Nun frage ich mich ernsthaft, hat man, wenn man sich im Fernsehen präsentiert, nicht auch eine Verantwortung für die Folgen? Natürlich ist jeder auch selber verantwortlich für das was er tut aber grade als Trainer weiß man doch unter welchem Leidensdruck die Menschen teilweise stehen und das sie wirklich alles versuchen. Wie kommt man also auf den Gedanken, sowas in seiner Sendung - noch dazu falsch aufgebaut - zu demonstrieren.

Wenn man überhaupt so arbeitet, dann gehört das in professionelle Hände und gehört nicht als Allheilmittel im Fernsehen gezeigt. Da geht in meinen Augen die Unterhaltung zu weit, da die Konsequenzen zu weitreichend sind.

Dann frage ich mich noch, wo ist der Trainer der bisher in seinen Sendungen der Meinung war, dass alle Lösungen mit Reizangel und apportieren herbeizuführen seien. Sind die Quoten gesunken, weil es nicht spektakulär genug war? Wo ist die Grenze der Fernseh"unterhaltung" und wo fängt die Eigenverantwortung des Trainers an, der sich so vermarktet?

Und nun warte ich auf den nächsten Kunden der mir sagt, dass er ja die Sendung "xyz" gesehen hat und das ein Hundeprofi dort den Hund mit Wasser begossen hat und dann war alles toll, dass es bei ihm aber nicht geklappt hat .....

Was ich jedoch wirklich gut fände, was aber - da nicht spektakulär genug - wohl nie passieren wird, wäre wenn die Zeiträume angegeben würden die es benötigt hat, um das Problem zu lösen. Leider ist eine Lösung ja nicht in 45 Minuten herbeigeführt, oft wird aber genau das vermittelt.

Naja was lerne ich daraus ... ich sollte weniger Fernsehen schauen :-)))

1 Kommentar:

  1. huhuuuu :-)
    wie sagte der Herr R. doch so schön in seiner Show....
    wer von euch hat einen Hund der bellt wenns kligelt ?
    ahaaaaaa...und sehr viele Zuschauer meldeten sich....
    seine Antwort darauf war:
    suuuuper das habt ihr dem Hund aber toll beigebracht :-)
    dann sagte er noch: man könnte es ändern, das wird aber sehr warscheinlich keiner tun weil es eben KEIN Schnelltraining ist sondern seine Zeit braucht....und eins ist doch sicher....die allermeissten Hunde werden weiter anschlagen wenns klingelt, weil es hier eben keine Schnelle Lösung gibt.
    Der richtige Weg ( egal wohin ;-) kostet Zeit und auch Nerven und das ist doch vielen HH schon zu viel und so wird es an den Haustüren weiter die "Haustyrannen" geben und Menschen die Dinge umsetzen wollen die sie mal eben im TV gesehen haben die eben nicht auf jeden Hund zutreffen.
    Gibt es wirklich Menschen die 1:1 umsetzen wollen was sie da sehen?
    ach wat frag ich, ja diese Menschen gibt es....leider !
    jeder Hund ist anders ebenso wie wir Menschen eben ;-)
    Das Zauberwort heisst INDIVIDUELL denn Hund ist nie gleich Hund!
    Menschen die sich für eben solche wichtigen Dinge keine Zeit nehmen wollen sollten sich erst gar keinen Hund anschaffen.
    g.l.g. Maren und dat "Kampflinchen"

    AntwortenLöschen